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13. Juli 2021
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Natur und Landschaft

Leitern in die Freiheit für Frösche, Molche und Co.

Abwassersysteme stellen für Amphibien tödliche Fallen dar: fallen sie einmal in einen Schacht, können sie nicht mehr herausklettern. In einer selbstinitiierten Studie fand Gilles Lauper von der Prona AG im Jahr 2019 zahlreiche Frösche, Molche und Kröten in den Schächten im Mettmoos und befreite sie. Nun konnten Anfang Juni dieses Jahres endlich erste Amphibienleitern in den Schächten montiert werden, damit sich die vom Aussterben bedrohten Tiere zukünftig selber befreien können.

Mit dem Verschwinden und/oder Verbauen von natürlichen Gewässern verschwinden auch die Brutstätten von Fröschen, Kröten und Molchen. Diese finden immer weniger Orte, wo sie ihren Nachwuchs aufziehen können. 70% der in der Schweiz lebenden Amphibienarten sind bedroht (Quelle: BAFU). Um sie zu schützen führt der Bund seit 2001 die wichtigsten bestehenden Fortpflanzungsgebieten im Inventar der Amphibienlaichgebieten von nationaler Bedeutung (IANB). Dazu gehört auch das Mettmoos, ein kleines künstlich angelegtes Naturschutzgebiet auf der ehemaligen Mülldeponie der Stadt Biel.

Abwasserschächte rund um das Mettmoos
Amphibienlaichgebiete wie das Mettmoos sind sehr wertvoll, doch nur dann, wenn die Verbindung mit den angrenzenden Habitaten gewährleistet ist. Was nützt es, wenn die Tiere, die darin einen geschützten Fortpflanzungsort finden, auf dem Weg dahin verenden? Vielerorts besteht noch ein entsprechender Handlungsbedarf im Vollzug. Das Problem der Abwasserschächte ist bekannt. Eine Studie der Prona AG in den Jahren 2019 und 2020 ergab, dass alarmierend viele Amphibien während ihrer Wanderung hin zum Laichgebiet Mettmoos in Abwasserschächte fallen und dort verenden (siehe News vom 22.10.2020). Rund um das kleine, ca. 200 mal 200 Meter messende Mettmoos gibt es zahlreiche Schächte des Abwassersystems. Ziel der Studie war als die Erarbeitung von Massnahmen zum Schutz der Amphibien. Die Erarbeitung und Umsetzung der Massnahmen wurden vom Amt für Naturförderung des Kantons Bern (ANF) finanziell und von der Stadt Biel technisch unterstützt.

Über Amphibienleitern raus aus der Falle
Damit sich die in die Abwasserschächte gefallenen Frösche, Kröten und Molche alleine aus den Schächten befreien können hat unser Umweltingenieur Gilles Lauper aus einem Kunststoffgitter (Böschungsmatte) Amphibienleitern gebaut. An dem feinmaschigen Material können die Tiere gut aus den Schächten emporklettern und sich befreien. Diese Massnahme ist sehr simpel, schnell umgesetzt und zudem kostengünstig. Für eine Testphase wurden solche Leitern Anfang Juni dieses Jahres in der Hälfte der problematischen Schächte im Mettmoos installiert. In dieser Phase soll die weiterführende Praxistauglichkeit getestet werden und sichergestellt werden, dass sich die Schächte nicht verstopfen und kein Mehraufwand für den Kanalisationsunterhalt entsteht. Solche nachteiligen Auswirkungen sind aber nicht zu erwarten. Wurden doch zahlreiche solcher Amphibienleitern in der Gemeinde Hindelbank bereits erfolgreich getestet, wobei keine nachteiligen Auswirkungen festgestellt wurden. In der kommenden Zeit werden auch in einem anderen Bereich, nördlich des Längholzwaldes, weitere Amphibienleitern installiert.
Lesen Sie mehr zum Projekt und der Installation der Amphibienleitern im Artikel des Bieler Tagblatts, des Journal du Jura und auf lematin.ch (Links anbei).

Hinweise für Amphibienfreunde
Das Installieren von Amphibienleitern bedarf einer Bewilligung und ist ohne diese verboten. Zudem ist es verboten und viel zu gefährlich, auf Eigeninitiative Schachtdeckel zu öffnen. Möchten Sie trotzdem etwas tun und sich für die Amphibien einsetzen? Teilen Sie Ihre Beobachtungen von Amphibien über die App Webfauna oder gestalten Sie ihren naturnahen Garten (Infos dazu im Link anbei).

Fachwissen für natürliche Lebensräume
Die Prona AG setzt sich für die Entwicklung von ursprünglichen, hochwertigen Naturräumen sowohl in ländlicher Umgebung als auch im Siedlungsraum ein. Unser themenübergreifendes Fachwissen ermöglicht uns, konkrete Massnahmen für das Bewirtschaften dieser Lebensräume zu analysieren, zu planen und zu koordinieren.

Gerne unterstützten wir Sie bei Ihren Projekten. Wir freuen uns auf Ihre Kontaktaufnahme. Ansprechperson Natürliche Lebensräume: Gilles Lauper g.lauper@prona.ch, +41 32 328 88 46