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15. September 2025
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Natur und Landschaft

Vereinfachte Amphibienwanderung entlang von Bahngleisen – Das SBB-Projekt Rotsee zeigt wie

Vom Zug aus Richtung Luzern sind häufig Ruderer auf dem Rotsee zu beobachten. Dass im Frühling auch reges Treiben der Amphibien stattfindet, dürfte weniger bekannt sein. Beim Abfluss in die Ron befindet sich das Amphibienlaichgebiet Rotseeried von nationaler Bedeutung. Wenn die Tiere im Frühjahr von den umliegenden Wäldern Richtung Laichgebiet wandern, müssen sie die Bahnlinie der SBB überqueren. Das Schienennetz ist nicht zwingend ein unüberwindbarer Hindernislauf für Amphibien, wie das Vorzeigebeispiel beim Rotsee zeigt.

Hindernislauf

Feuchte Nächte im Frühling, Temperaturen wenige Grad über der Nullgradgrenze: Der Startschuss für Amphibienwanderungen ist gefallen. Auf ihren Wanderrouten von mehreren hundert Metern bis zu einigen Kilometern treffen sie auf verschiedene Hindernisse. Neben Wegen und Strassen bildet auch die Bahninfrastruktur eine grosse Hürde. Das sichere Überqueren ist nicht immer garantiert oder sogar möglich. Gerade Jungtiere sind kaum imstande Höhen zu überwinden. Bereits Randsteine von Trottoirs sind unüberwindbar, geschweige denn Kabelkanäle oder Banketthalterungen im Bahnbereich. Ein lineares Hindernis bilden nebstdem die Schienen. Die Tiere suchen lange und teils vergebens nach einer Überquerungsmöglichkeit und verbringen viel Zeit in dieser Gefahrenzone.

Bild 1 Hindernisse scaled
Amphibienhindernisse vor dem Projekt: Banketthalterung, Kabelkanal und Schiene
Bild 2 Reptilienoptimierte Banketthalterung scaled
Reptilienoptimierte Banketthalterung

Bahnprojekt Rotsee

Beim Rotsee in Ebikon plante die SBB die Erneuerung der Bahngleise. Die Vernetzung der Reptilien wurde durch die Erstellung von reptilienoptimierten Banketthalterungen verbessert. Um die Amphibienwanderungen zu erleichtern und zu sichern, mussten andere Lösungen gefunden werden. Die SBB hat gemeinsam mit Priska Strickler und in Rücksprache mit der Koordinationsstelle für Amphibien- & Reptilienschutz in der Schweiz (karch) nach Methoden gesucht. Zugleich hat Priska Strickler in der Bauphase die ökologische Baubegleitung sichergestellt, während die Prona AG die Umweltbaubegleitung durchgeführt hat.

Die folgenden beiden Schutzmassnahmen für Amphibien konnten vorbildlich umgesetzt werden.

Bild 3 Amphibienaufstiegshilfe scaled
Hindernislösung Amphibienaufstiegshilfe

Amphibienaufstiegshilfen

Im Gegensatz zu den Reptilien können Amphibien die reptilienoptimierten Banketthalterungen nicht überwinden, zumal diese in Rotsee mindestens 35 cm hoch sind. Für eine solche Höhenüberwindung kommen Amphibienaufstiegshilfen zum Einsatz. Eine Rampe wird in der benötigten Höhe erstellt und mit Schotter hinterfüllt, was ihr auch den Namen Schotterwand-Rampe gibt. Das Rotsee-Projekt wendete entlang der reptilienoptimierten Banketthalterungen alle 25 m diese Lösung an.

Amphibienableitbleche

Für das lineare Hindernis Schiene kommt eine andere Lösung zum Zug. Amphibienleitbleche oder auch Gleisabweiser sind Metallkonstruktionen, welche direkt am Gleis angebracht sind. Das nach einer Querungsmöglichkeit suchende Tier trifft auf einen Abweiser und wird durch diesen in den darunter liegenden Schottergraben heruntergeleitet. Im Schottergraben orientiert sich das Tier neu und erkennt anschliessend den offenen Durchgang. Es unterquert die Schiene und setzt seine Wanderung fort. Die SBB montierte beim Rotsee auf beiden Gleisen alle 5 m beidseitig der Schiene Amphibienableitbleche. Die gesamte Projektstrecke betrug über einen Kilometer, womit rund 1000 Amphibienleitbleche allein für Rotsee verbaut wurden.

Bild 4 Amphibienleitbleche
Hindernislösung Amphibienableitbleche

Um Hindernisse für Amphibien zu reduzieren, benötigt es in Rotsee spezielle Massnahmen. Auf über 1 km Bahnlinie wurden rund 1000 Amphibienleitbleche montiert. Die umgesetzten Amphibienschutzmassnahmen beim Rotsee sind ein gutes Vorzeigebeispiel.

Interesse Bahn & Amphibien vereint

Das Bahnprojekt beim Rotsee zeigt, dass Bahnbetrieb und Amphibienaktivität miteinander kombinierbar sind. Massnahmen wie Aufstiegshilfen oder Ableitbleche bilden eine klarere Wegführung für wandernde Amphibien und erleichtern die Überquerung der Bahninfrastruktur. Die Wirksamkeit dieser Massnahmen hat sich bereits an anderen Bahnstrecken erwiesen. Das Projekt beim Rotsee zählt allerdings zu den ersten, die in einem solch grossen Umfang umgesetzt wurden. Die Bankettsanierung entlang dem Rotsee war nicht nur für die Bahn erfolgreich, sondern hat auch aus Sicht des Amphibienschutzes zu verbesserten Gegebenheiten geführt. Die Prona AG hat sich über die Beteiligung an diesem interessanten Projekt in einem Amphibienlaichgebiet von nationaler Bedeutung erfreut.

duarte_cristina

Planen auch Sie ein Infrastrukturprojekt, das Amphibienvorkommnisse tangiert? Die Prona AG steht Ihnen gerne für Felderhebungen, Konfliktanalysen und Amphibienschutzkonzepte insbesondere für Bahnprojekte zur Verfügung. Für weitere Informationen zu unseren Dienstleistungen besuchen Sie den Fachbereich Angewandte Ökologie auf unserer Homepage oder nehmen Sie mit uns Kontakt auf. Gerne unterstützten wir Sie bei Ihren Projekten. Wir freuen uns auf Ihre Kontaktaufnahme.

Cristina Duarte
BSc ZFH in Umweltingenieurwesen