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25. Oktober 2023
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Gebäude und Siedlung

Radon: Die unbekannte Gefahr aus dem Boden

Laut einer Bevölkerungsumfrage haben 45% der Personen noch nie etwas von Radon gehört. Radon atmen wir täglich ein und trotzdem ist der Kenntnisstand über Radon in der Bevölkerung ziemlich tief. Dies nehmen wir zum Anlass für Aufklärung; denn Radon ist ein gesundheitsschädliches Bodengas, welches durch undichte Gebäudehüllen in Wohnräume gelangen kann. Wir zeigen auf, wie das Radongas entsteht und welches Risiko es bergen kann. Wie wird Radon gemessen und wie können zu hohe Radonkonzentrationen in der Raumluft durch Sanierungen behoben werden?

Das radioaktive Edelgas ist vor allem in der Raumluft problematisch. Zu hohe Konzentrationen über eine längere Zeitdauer erhöhen das Risiko an Lungenkrebs zu erkranken. In Gebieten, in welchen der Untergrund erhöht radonhaltige Bodenluft führt, kann das Gas in Gebäude mit undichter Bausubstanz eindringen und sich ansammeln. Stehen an einer Liegenschaft Sanierungsmassnahmen an, verändert sich mitunter die Dichtheit der Gebäudehülle wesentlich, insbesondere wenn neue dichte Fenster eingebaut werden. Es besteht die Gefahr, dass dadurch die Radonkonzentration in der Raumluft steigt und die Referenzwerte, welche vor der Sanierung deutlich unterschritten waren, nun nicht mehr eingehalten sind. Abklärungen zur Radonkonzentration sind vor allem bei Liegenschaftssanierungen, aber auch bei Bestands- und Neubauten sinnvoll.

Radon, ein radioaktives Gas

Radon ist ein radioaktives geruchloses und unsichtbares Edelgas mit einer Halbwertszeit von 3,8 Tagen, welches beim radioaktiven Zerfall von Uran entsteht. Uran kann natürlicherweise in kleinsten Mengen in jedem Gestein, respektive Boden vorkommen. In der Zerfallsreihe von Uran entsteht unter anderem Radium und daraus Radon, bis dieses zum stabilen Element Blei wird.

Kommt Radongas in der Bodenluft vor, kann dieses durch undichte Stellen an der erdberührten Gebäudehülle in die Raumluft gelangen. Die radioaktiven Folgeprodukte des Radonzerfalls lagern sich an Aerosole (feinste Teilchen in der Luft) an, die eingeatmet werden. Wenn diese Folgeprodukte in der Lunge zerfallen, senden sie dort Strahlung aus, welche Zellgewebe der Lunge schädigen und so Lungenkrebs auslösen können. In der Schweiz führt Radon jährlich zu 200 bis 300 Todesfällen, und ist nach dem Rauchen die zweithäufigste Ursache für Lungenkrebs.

Die Radonkonzentration in einem Gebäude hängt vor allem von der Radonkonzentration des Untergrundes und der Bausubstanz des Gebäudes ab. In der Schweiz sind vor allem im Jura, Graubünden und Tessin die Radonkonzentrationen im Boden durchschnittlich am höchsten. Jedoch können auch in den übrigen Regionen lokal sehr hohe Radonkonzentrationen vorkommen.

Was beeinflusst die Radonkonzentration in einem Gebäude?

  • Radonkonzentration im Boden und im Untergrund
  • Durchlässigkeit des Bodens und Untergrundes
  • Dichtheit der erdberührten Gebäudehülle (Leckagen)
  • Meteorologie (Wind und Regen)
  • Benutzerverhalten, insbesondere Lüftungsverhalten
  • Unterdruck erzeugende Einrichtungen (Abluftventilatoren, Heizungen, Cheminées)
  • Bauliche Veränderungen, insbesondere neue dichte Fenster, Dämmungen, Lüftungsanlagen
Bild 1 Dosimeter
Der Radon-Dosimeter für Langzeitmessung ist sehr klein (5 cm im Durchmesser)

Gesetzliche Bestimmungen und Normen

In der Schweiz wird der Gesundheitsschutz durch die Strahlenschutzverordnung (StSV) und den darin definierten Radonreferenzwert geregelt. Dabei gilt für Räume, in denen sich Personen mindestens 15 Stunden pro Woche aufhalten, ein Radonreferenzwert von einer über ein Jahr gemittelte Radongaskonzentration von 300 Becquerel pro Kubikmeter [Bq/m³]. An radonexponierten Arbeitsplätzen gilt ein Schwellenwert von 1’000 Bq/m³. Entsprechend bedeutet 1 Bq/m³ einen radioaktiven Zerfall pro Sekunde pro Kubikmeter Luft.

Die Kantone können von den GebäudeeigentümerInnen verlangen, dass Radonmessungen durchgeführt werden. Ebenso sorgen die Kantone dafür, dass in Schulen und Kindergärten die Radonkonzentrationen eingehalten werden.

In der SIA-Norm 180/2014 wird beschrieben, dass in einem genutzten Gebäude die Raumluftqualität kein Gesundheitsrisiko für die Benutzer darstellen darf. Die Norm bezieht sich für Radon auf die gesetzlichen Grenzwerte der Strahlenschutzverordnung.

Bild 2 Naturkeller
Räume mit undichten erdberührten Böden und Wände haben meist ein hohes Radonpotential (Bsp. Kellergeschoss)

Die Radonkonzentration in einem Gebäude hängt vor allem von der Radonkonzentration des Untergrundes und der Bausubstanz des Gebäudes ab.

Wir führen Radonmessungen durch

Die Prona AG ist eine eidgenössisch anerkannte Radonmessstelle und wir bieten verschiedene Messverfahren an. Das häufigste und kostengünstigste Verfahren ist eine anerkannte Radonmessung, welche mit passiven Messgeräten, so genannten Dosimetern, erfolgt. Damit die Messung anerkannt ist, muss sie über ein ganzes Jahr oder mindestens an 90 Tagen während der Heizperiode (Oktober – März) durchgeführt werden. Die kleinen unauffälligen Messdosen werden an gezielt ausgewählten Orten aufgestellt und liefern einen zuverlässigen gemittelten Langzeitwert.

Oftmals ist die Dringlichkeit einer Radonmessung hoch (z.B. bei Immobilientransaktionen oder geplanten Umbauarbeiten). In solchen Fällen kann eine Kurzzeitmessung mit aktiven Messgeräten erfolgen, welche die Möglichkeit bietet, das Radonpotential und damit die Wahrscheinlichkeit einer Überschreitung des Referenzwerts von 300 Bq/m³ zeitnah einzuschätzen.

Bild 3 Durchdringungen
Durch undichte Leitungsdurchdringungen oder Schächte kann Radon aus dem Untergrund ins Gebäude gelangen

Radonsanierungsmassnahmen: Möglichkeiten bei zu hohen Werten

Liegt die Radonkonzentration über dem gesetzlichen Referenzwert, ist der Eigentümer verpflichtet, innert der einzuhaltenden Frist, zielführende Sanierungsmassnahmen zu definieren und umzusetzen. Die Massnahmen sind vielfältig, von ganz einfach bis komplex und können daher auch hohe Kostenfolgen haben. Wir versuchen immer phasenweise Massnahmen zu definieren, die einfach und kostengünstig sind, aber eine hohe Effizienz mitbringen. In aller Regel werden am Objekt zuerst die Radon-Eindringpfade lokalisiert. Sind die Leckagen bekannt, kann durch effiziente Abdichtungsmassnahmen verhindert werden, dass Radon überhaupt erst ins Gebäude eindringt. Die luftdichte Abtrennung von radonbelasteten Räumen ohne Personenaufenthalt gegenüber dem restlichen Gebäudevolumen ist ebenso ein Ansatz, wobei auch immer die Drucksituationen im Gebäude betrachtet werden müssen. Radon kann auch ausserhalb oder innerhalb des Gebäudes abgesaugt und nach Aussen abgeführt werden, wo es sich in der Atmosphäre rasch verflüchtigt. Die Möglichkeiten der Radonsanierung sind vielfältig und es ist sehr schwierig eine Prognose über den Massnahmenerfolg aufzustellen. Daher führen wir nach Vollendung der Sanierungsmassnahmen immer eine Erfolgsmessung durch.

Bild 4 Messkurve
Messkurve einer aktiven Messung zeigt den zeitaufgelösten Verlauf der Radonkonzentration (Schwankungen durch Benutzerverhalten, z.B. Fensterlüftung)
wuethrich_patrick

Haben sie ein Neu- oder Umbauprojekt, oder wollen wissen, wie hoch die Radonkonzentration in Ihrem Gebäude ist? Dann zögern Sie nicht, unsere Fachkompetenz im Bereich der Radonmessung und Radonsanierungsmassnahmen in Anspruch zu nehmen. Wir helfen Ihnen, eine gesundes Wohnumfeld zu schaffen.

Patrick Wüthrich
Dipl. Architekt FH